Wasserwirtschaftliche Betrachtung
Straßenbau im Überschwemmungsgebiet
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2. Wasserwirtschaftliche Betrachtung
2.1 Ziele und Maßnahmen des Hochwasserschutzes:
Jede Hochwasserschutzmaßnahme hat das Ziel, schädigende Auswirkungen von Hochwasserereignissen zu verhindern oder wenigstens zu verkleinern. Ein vollkommener Schutz ist infolge der allzu hohen Kosten nicht zu erkaufen.
Der Schutzwasserbau hat seine Aufgabe im Rahmen der gesamten Wasserwirtschaft zu erfüllen und zu einem ausgeglichenen Wasser- und Geschiebehaushalt beizutragen. Schutzwasserbau muss daher in übergeordnete wasserwirtschaftliche Planungen und Konzepte eingebunden sein. Dabei sind Abfluss- und Systemplanungen für das gesamte Einzugsgebiet erforderlich. Unausgewogene Eingriffe in den Wasserhaushalt durch unsachgemäße Nutzung natürlicher Hochwasserrückhalteräume führen zu erhöhter Bedrohung der An- und Unterlieger und oft zu erhöhten Instandhaltungskosten.
Hochwasserschutz heißt, schwere Schäden aus Katastrophenhochwässern zu verhindern. Das erste Ziel des Hochwasserschutzes ist daher eine hochwasserverträgliche Nutzung des Überschwemmungsgebietes (Objektsschutz, Bauverbot, Grünland, Wald).
Das zweite Ziel liegt in der positiven Beeinflussung des Entstehungs-prozesses von Hochwässern. Durch Speicherung des Niederschlagswassers im Boden kann die Intensität von Hochwässern reduziert werden.
Das dritte Hochwasserschutzziel ist die Beeinflussung des Abflusses eines Hochwassers, sodass zu schützende Flächen trotz eines entstandenen Hochwassers nicht überflutet werden.
Die Hochwasserschutzmaßnahmen an Fließgewässern lassen sich deshalb in drei Kategorien aufteilen:
•Maßnahmen zur Herabsetzung der Empfindlichkeit des Über-schwemmungsgebietes an einzelnen Stellen (Objektschutz)
•Maßnahmen zur Erhöhung der Abflusskapazität der Fließgewässer längs des Überschwemmungsgebietes (Gewässerkorrektion und Gewässer-pflege)
•Maßnahmen zur Dämpfung der Konzentration von starken Ober-flächenabflüssen im Einzugsgebiet mittels Retention bzw. Rückhalt
Die Abflussverschärfung aus linienförmigen Verkehrsanlagen, wie Bahnstrecken, Autobahnen und Landstraßen ist zu berücksichtigen. Das anfallende Wasser stammt aus der Oberflächenentwässerung und aus den Sickerleitungen, die das unterirdisch andrängende Wasser aus der Verkehrsfläche abführen.
2.2 Passiver Hochwasserschutz/Verbesserung Retentionsvermögens:
Unter passivem Hochwasserschutz werden alle Maßnahmen und Vorkehrungen verstanden, die dazu beitragen, dass der natürliche Wasser- und Geschiebehaushalt möglichst wenig verändert sondern die bestehende fließende Retention erhalten oder verbessert wird.
Dazu dienen:
•Nutzung gewässernaher Überflutungsräume entsprechend möglicher Folgen von Hochwasserereignissen
•von Hochwasser gefährdete Nutzungen sind in weniger gefährdete Bereiche umzusiedeln, häufig überflutete Grundstücke und Objekte sollen abgelöst werden
•neu hinzukommende Nutzungsansprüche an Hochwassergefährdungs-räume sind durch geeignete Maßnahmen wie z.B. Bauverbote zu verhindern
Passiver Hochwasserschutz ist ökologisch und oft auch volkswirtschaftlich gesehen der wirksamste und sinnvollste Schutz vor Hochwasser, da er die bestehenden Retentionsräume bewahrt und die Erhaltung oder Wiederbelebung gewässerbegleitender Feuchtlebensräume ermöglicht. Dies kann zur Bereicherung der Flora und Fauna beitragen. Dazu kommt, dass die wichtige Dotation des Grundwassers zumindest in diesen - durch passiven Hochwasserschutz gesicherten - Flußabschnitten gewährleistet bleibt.
Passiver Hochwasserschutz umfasst, großräumig gesehen, auch die Beeinflussung abflussbestimmender Nutzungen des gesamten Einzugs-gebietes eines Fließgewässers. Dazu gehören großräumige ökologische Verbesserungen zur Erhöhung des Retentionsvermögens im Einzugsgebiet wie zum Beispiel:
•Aufforstungen
•Gehölzbestand an Zubringerbächen
•Pufferzonen durch Hecken und Grünstreifen
•Umwandlung von Acker in Dauergrünland
•abflußdämpfende Bodenbearbeitung (Pflügen quer zum Hang)
•Erhaltung des natürlichen Bodenwasserhaushaltes
Passiver Hochwasserschutz geht damit weit über den mittelbaren Einflussbereich des Wasserbaues hinaus. Gerade deshalb kann ein wasserwirtschaftlich und ökologisch sinnvoller Zustand nur im Zusammenwirken von wasserbaulichen Maßnahmen mit einer Ordnung der Raumnutzung im gesamten Einzugsgebiet erreicht werden.
2.3 Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung:
Unter dem erweiterten Begriff „naturnahe Regenwasserbewirtschaftung“ lassen sich folgende Prinzipien exemplarisch zusammenfassen:
•Verringerung des Regenabflusses (durch Entsiegelung und Abkoppelung)
•keine Ableitung von Wasser mit höherer als geforderter Kläranlagen-ablaufqualität
•Niederschlagsversickerung, wenn Untergrund und Verschmutzung es zulassen
•Niederschlagsableitung in offenen Gräben, Rinnen, Mulden, Rigolen
•Niederschlag-Rückhalt (u.a. durch Nutzung der Retentionsräume)
Aus der Sicht des Boden- und Grundwasserschutzes ist im Rahmen naturnaher Regenwasserbewirtschaftungskonzepte eine oberirdische, mit einer Passage der oberen belebten Bodenschicht verbundene Versickerung, die immer eine Regenwasserreinigung bewirkt, einer unterirdischen Versickerung grundsätzlich vorzuziehen. Nach ON B 2506-2 hat sich im Einzelfall die Wahl einer Versickerungsanlage an der Qualität der zu entsorgenden Wässer zu orientieren.
(Weitere Informationen bezgl. Oberflächenentwässerung finden Sie ebenfalls auf unsere Webseite.)
Ansatzpunkte für umwelt- und verkehrsorientierte Oberflächenbefestigung:
Für einige Verkehrszwecke sind durchlässige Befestigungen anwendbar. Einschränkungen für den Einsatz von wasserdurchlässigen, sickerfähigen Deckschichten und Oberbaukonstruktionen:
•bautechnisch - hohe Anforderungen an Tragfähigkeit bzw. Belastbarkeit wegen hoher Verkehrslasten;
•nutzungsbedingt - Anforderungen an Geh- und Fahrkomfort;
•wasserschutzbedingt - erhöhte Anforderungen an Grundwasser- und Quellschutz in sensiblen Gebieten (Wasserschutzgebiete, ungünstige Untergrundverhältnisse und hohe Grundwasserstände etc.;)
•schadstoffbedingt - Schadstoffbelastung stark verschmutzter Straßen-oberflächenwässer von Fahrbahnen und Stellflächen (hohe Auftausalz-belastung, Mineralöle etc.).
2.4 Empfehlung Modifiziertes Verfahren:
Herkömmliche Mischsystem M0 sollte in ein modifiziertes Verfahren der Variante T2 übergeführt werden.
Abbildung: Modifizierte Verfahren (GEIGER, 1994 zit. bei HABERL, 2009)
2.5 Empfehlungen Befestigung von Verkehrsflächen:
•Bei Neubau von Verkehrsflächen möglichst wenig Fläche versiegeln, Straßenquerschnitte (insbesondere innerörtlich) sparsam dimensionieren;
•bestehende Verkehrsflächen im Zuge von Sanierungen und Umbauten durch durchlässigen (sickerfähigen) Deck- und Tragschichtaufbau entsiegeln;
•Entwässerung von Verkehrsflächen über Zwischenschaltung von Abfluss-speichern und Sickerbereichen vor dem Anschluss an Straßenkanalisation oder Einleitung in Oberflächengewässer;
•auch durchlässige Verkehrsflächen benötigen ausreichendes Oberflächen-gefälle, um bei Starkregen benutzbar zu bleiben. Mit zunehmender Neigung nimmt allerdings auch die Versickerungsleistung ab.
•Oberflächenabflüsse nach Reinigung möglichst nah auf geeigneten (Grün)Flächen versickern.
•poröse (unbelebte) Befestigungen haben kaum schadstofffilternde Wirkung, Gefahr von Grundwasser-und Bodenbelastung;
•gute Reinigungsleistung bei Sickerwasser-Passage leicht verschmutzter Wässer durch belebte Humusschichten (breite, bewachsene Fugen);
•kleine stark versiegelte Flächen (Radwege etc.), über angrenzende Grünflächen versickern.
Legen Sie bei der Planung von Straßen im oder in der Nähe potentieller Überschwemmungsgebiet besonderen Augenmerk auf die besonderen Planungsgrundsätze und beauftragen Sie einen Planer Ihres Vertrauens oder ziehen Sie zusätzlich einen Wasserwirtschafter zu Rate!
Kontaktieren Sie uns, wir stehen Ihnen für eine unverbindliche Erstinformation gerne zur Verfügung: energy@kr-water.com
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Straßenschäden können vermieden werden!
Wasserwirtschaftliche Betrachtung Straßenbau im Überschwemmungsgebiet:
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Literatur
ATV (1995) Arbeitsgruppe 1.4.1 „Versickerung von Niederschlagswasser“: Hinweise zur Versickerung von Niederschlagsabflüssen, ATV Arbeitsberichte in: Korrespondenz Abwasser 5/1995.
DACHROTH, W. R. (2002): Handbuch der Geotechnik, Springer, Heidelberg
EGLI, T. (1996): Hochwasserschutz und Raumplanung, ORL-Bericht 100, vdf Hochschulverlag, Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung, ETH Zürich
HABERL, R. (2004): Siedlungswasserbau und Gewässerschutz, Universität für Bodenkultur, Wien
MATTHEWS, V. (2003): Bahnbau, Vieweg + Teubner, Wiesbaden
MESCHIK M., et al. (2000): Modul „Verkehr“ im Ökoleitfaden. Bau. Forschungsbericht im Auftrag des Umweltverbands, Vorarlberger Gemeindehaus (Hrsg.), Dornbirn.
NACHTNEBEL, H.P. (2004): Wasserwirtschaftliche Planungsmethoden, Universität für Bodenkultur, Wien
NATZSCHKA, H. (2003): Straßenbau - Entwurf und Bautechnik, Vieweg + Teubner, Wiesbaden
SCHWEIGER, M. et al. (2005): Entsorgung von Oberflächenwässern, Amt der Tiroler Landesregierung/Sachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Innsbruck
SCHMIDT, H.-H. (2006): Grundlagen der Geotechnik, Vieweg + Teubner, Wiesbaden
SMOLTCZYK, U. (2001): Grundbau-Taschenbuch - 2. Geotechnische Verfahren, Ernst & Sohn, Berlin
Literatur:
siehe Seitenende
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